Der absolute GAU ist bei Dieselfahrzeugen ein „durchgehender Turbo“.
Die Welle des Turboladers dreht sich mit bis zu 200.000 1/min und wird nur durch einen Ölfilm gelagert (hydrostatische Lagerung). Die Anschlüße der Öl-Druckleitung und Ableitung liegen in der Mitte; Rechts und Links sind die Schaufeln für den Antrieb (Abgas-Seite) und des Abtrieb; der Frischluft. Ab diesem Punkt herrscht im „Ansaug-Trakt“ ein Überdruck von bis zu 2 bar). Ansaugtrakt ist natürlich Blödsinn, beim Überdruck kann nicht gesaugt werden (also zumindest bei Motoren 😉 ).
Wenn nun diese Turbolader-Welle ein zu großes Spiel bekommt – und das kann schlagartig passieren – dann wird das (meist heiße) Motoröl in beide Luftleitungen gelangen. In den Auspuff und in den Frischluft-„Ansaug“ Trakt – wobei alle drei Zustände auftreten können:
- Nur in den Auspuff (das ist noch der harmloseste Fall); erkennbar an der blauweißen bis zur dunkelblauen Fahne, die man schlagartig hinter sich herzieht.
- Sowohl in den Auspuff als auch in den Frischluft-Trakt
- Nur in den Frischluft-Trakt (das ist der schlimmste Fall; weil man erstmal kaum etwas sieht.)
Und damit beginnt der Motor eine extrem suizidale Haltung voll auszuleben.
In den beiden Fällen, in denen das Öl in den Frischlufttrakt gelangt stellt man fest, dass der Motor selbst bei Gaswegnahme weiter zieht. In diesem Fall muss sehr schnell reagiert werden; denn der Motor versorgt sich jetzt durch das Frischluft/Motorölgemisch selbst mit Kraftstoff – bis das Motoröl versiegt. Und dann ist Schicht im Schacht.
Und einfach die „Zündung“ ausmachen hilft ja nichts, weil ein Diesel ja keine Zündanlage hat. Der Motor wird einfach durch das Unterbrechen der Dieselzufuhr ausgeschaltet – nur das funktioniert ja jetzt nicht mehr. Und bei einem Schalter den Zündschlüssel abzuziehen während man noch fährt, ist der andere Killer. Das Lenkradschloß wird seinen Dienst tun!
Wenn überhaupt, dann nur auf Stufe 1 drehen.
Den Leerlauf zu wählen ist ebenso die absolut falsche Reaktion; der Motor würde absolut und unkontrolliert hochdrehen und damit – wie bei einem Lawineneffekt – immer schlimmer und schneller sich selbst zerstören. Bei einem Schaltfahrzeug kann man einfach den Motor abwürgen – also im hohen Gang bleiben und bis zum Stillstand abbremsen.
Die Automatik-Fahrzeug sind da wesentlich schwieriger zu handeln.
Dem Autor ist genau das auf der Autobahn passiert. Dabei wurde mit „Manuell“ in die 5 Fahrstufe „geschaltet“, dann der Seitensteifen angesteuert und eine Vollbremsung gemacht. Weil das so schnell ging, konnte der Automat nicht mehr Herunterschalten und wurde ebenfalls so abgewürgt.
Es hat Hinweise gegeben, die ein Absterben durch die Verstopfung der Frischluft-Ansaugung vorschlagen. Der Autor glaubt jedoch nicht, dass dafür genügend Zeit bleibt. Dazu müsste man den Wagen an den Standsteifen fahren, P Wählen, Haube aufreissen, den Ansaugschnorchel abstecken und dann Textilien (was man eben zur Hand hat) da reinstopfen. Und das alles bei einem super-hochdrehenden Motor.
Ich wünsche allen Lesern, dass sie davon verschont bleiben. Aber wenn es dann doch passiert, dann sollten sie mit diesen Hinweisen zumindest ihren Motor vor dem Totalschaden bewahren können. Der Autor hatte jedenfalls dieses Glück bei 290tkm. Nur ein neuer Tubro, Ölwechsel und die Reinigung des Ladeluftkühlers waren nötig. Der Gute fährt immer noch mit fast 400 tkm aktuell (laut Käufer).